Einfach mal Abhängen

Am dritten Sonntag nach Ostern dürfen wir uns freuen, dass Jesus uns durch seine Auferstehung bereits jetzt ein neues Leben schenkt. Paulus schreibt dazu im 2. Kor 5,17:

Ist jemand in Christus,
so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.

Doch warum fühlt sich dieses neue Leben oft nicht so neu an? Warum sündige ich noch, wenn ich doch schon zu Jesus gehöre?

Eine Antwort gibt uns Jesus selbst:

Lies Joh 15,1-8

Jesus nennt sich selbst den wahren Weinstock. Damit erhebt er den Anspruch, das einzige entscheidende Gewächs in Gottes Garten zu sein – kurzum: Jesus Christus ist der einzige Weg, er ist die Wahrheit, und nur bei ihm ist das echte Leben zu finden.

Jesus nennt den allmächtigen Gott seinen Vater. Ihm allein gebührt alle Ehre. Denn er ist der Schöpfer und Erhalter dieser Welt. Niemand kann ihm seinen Garten streitig machen.

Der Mensch wird in diesem Bild als Weinstock dargestellt. Mit dem Wort Weinstock ist schon alles eingeschlossen, was zum Weinstock gehört: die Wurzeln, der Stamm, die Äste, die Reben, die Blätter und später die Früchte. Alles gehört zum Weinstock. Und Jesus weist uns darin die Aufgabe der Rebe zu. Eine Rebe, die nur aus dünnen Zweiglein besteht, die an einem dicken Ast und wiederum am Stamm hängen. Klein, aus der Ferne kaum sichtbar, aber mit der wichtigen Aufgabe betraut, eines Tages Frucht zu tragen, damit der Weinstock an sein Ziel kommt und der Gärtner sich über die vielen Früchte freuen kann.

Einfach mal abhängen

Deine Aufgabe als Rebe ist nichts anderes, als an Jesus zu bleiben. Die Rebe tut, ja sie kann nichts anderes, als aus dem Stamm und den dicken Ästen herauszuwachsen. Sie ist nicht dafür verantwortlich, dass von unten genügend Wasser kommt. Sie hat es nicht in der Hand, ob die Sonne scheint, sie hat nur eine Aufgabe: abhängen und sich vom Stamm tragen lassen. Auch wenn es turbulent wird, wenn Stürme über sie hinwegfegen oder die Früchte auf sich warten lassen. Der Auftrag bleibt: abhängen, an Jesus bleiben.

Durchlebst du gerade eine schwere Zeit, kämpfst mit Sünde und deine Gebete bleiben unerhört? – Für dich ist jetzt nur eines nötig: Halt dich an Jesus Christus. Hänge dich an ihn, denn er hält dich. Komme vor sein Kreuz und bitte deine Brüder um Gebet. Du darfst Jesus beim Wort nehmen, denn alles, was er gesagt hat, gilt dir. Darum hört er auch auf das, was du ihm zu sagen hast. Bringe dein Bitten und Flehen vor ihn. Denn er hat sich entschieden dich, ja gerade dich, als Rebe hervorzubringen. Und er hat nicht vor, dich zu verlieren.

Berufen Früchte zu tragen

Es erschreckt mich zu wissen, dass die Rebe, die keine Frucht bringt, weggenommen wird. Ich denke sofort daran: „Ich müsste jetzt ganz schnell viel mehr Frucht bringen, ich müsste mehr beten, die Bibel lesen, Gutes tun und vor allem müsste ich viel weniger sündigen, …“ – Nun sind das alles richtige und gute Dinge, aber davon hat Jesus nicht gesprochen. Liest man den Abschnitt genau, so wird deutlich, dass die Rebe, die keine Frucht bringt, sich längst entschieden hat, nicht mehr an Jesus, dem Weinstock, zu hängen. Das hat sie selbst entschieden.

Aber die Rebe, die an Christus hängt und nichts anderes tut, als an ihm festzuhalten und auf seine Worte zu hören, die wird Frucht bringen. Jesus denkt bei Frucht nicht zuerst an die Dinge, die mein Leben schöner und besser machen, sondern zuerst an die Frucht, die ihm und seinem Vater alle Ehre macht. Eine solche Frucht Jesu wäre zum Beispiel, wenn ein verlorener Sünder umkehrt und ihm nachfolgt. Prüfe dich selbst: Strebst du nach Früchten, die dich vor anderen besser dastehen lassen, oder danach, dass dem Namen Jesu in deiner Familie, deiner Gemeinde oder deinem Ort alle Ehre gemacht wird?

Heilsame Reinigung

Wer sich endgültig von Jesus Christus trennt, ist verloren. Wer dagegen an Jesus festhält, wird von Gott gereinigt. Denn jeder Christ ist auch nach seiner Bekehrung zu Jesus noch ein Sünder und ist auf diese Reinigung angewiesen. Die gute Nachricht ist: Deine Sünde hat nicht mehr die Macht, dich zu verdammen. Denn wenn du an Jesus Christus glaubst, hängst du an dem, der deine Strafe längst getragen hat. Gott will dich also nicht verdammen, sondern er will dich reinigen. Denn er hat ein Interesse daran, dass kein Schmutz und kein Ungeziefer seinen Weinstock befallen. Dass du ohne Sünde lebst, ist also zunächst einmal Gottes ureigenstes Interesse. Deshalb ist er es auch, der dich reinigt. Und wie tut er das: Durch sein Wort erhältst du Weisung, durch seinen Heiligen Geist darfst du Sünde erkennen. Du darfst zu ihm kommen, deine Sünde bekennen und seine Vergebung in Anspruch nehmen. Darum ist die Beichte nichts, was du fürchten musst, sondern sie ist das wunderbare Geschenk Gottes an uns: „Lass dich von mir reinigen, nimm das Geschenk der Vergebung in Anspruch. Denn dafür hat mein Sohn sein Leben gegeben.”

Wenn du dich danach sehnst, ohne Sünde zu leben, ist das gut. Aber das kannst du nicht aus eigener Kraft, sondern nur indem du dich an Jesus hängst, auf sein Wort hörst und zulässt, dass der Vater heilsam an dir handelt und dir so den Weg seiner Gerechtigkeit zeigt.

Komm zu Jesus, sei ehrlich vor ihm und erwarte alles von ihm.


Texte für diese Woche

Spruch für diese Woche:

Ist jemand in Christus,
so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.

2. Kor 5,17

Psalm der Woche: Ps 66,1-9

Weiterführende Texte zur thematischen Vertiefung: 1. Mose 1, Joh 8,31-36; Joh 16,16–23a; Joh 19,1-7; Röm 1,18-25; Röm 8,7-11; 2. Kor 4,14–18; 1. Tim 4,1-5; Offb 22,1-5.