8. In der Mitte des fünften Gottesknechtslied steht das Wort „Gnadenjahr“.

Text des Tages: Jes 61, 1-3               Fortlaufende Bibellese: Jes 66, 18-21

Gemeint ist das Jobeljahr (יוֹבֵל = Widderhorn) oder Erlassjahr nach 3. Mose 25.

  • Nach dem Einzug ins Gelobte Land sollte das Volk Israel jeweils im 50. Jahr (nach 7×7 Jahren) ein Jahr der Freiheit, der Ruhe und der Gnade Gottes in besonderer Weise feiern.
  • Der Acker unterlag dann nicht dem Zwang der Kultivierung, Schulden wurden annulliert, Knechte und Sklaven waren freizulassen, die Besitzlosen gewannen ihr Erbe zurück.
  • Das Jobeljahr hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Sabbatjahr.
  • Bezeichnenderweise begann das Erlassjahr mit dem großen Versöhnungstag (jom kippur).
  • Der Gottesknecht verkündet ein Gnadenjahr von viel tieferer und umfassenderer Freiheit aus einer ganz anderen Art von Gefangenschaft.

Jesus greift dieses Thema am Beginn seines Dienstes auf.

  • In der Antrittspredigt in Nazareth werden die Schwerpunkte gesetzt.
  • Das „Gnadenjahr des Herrn“ ist hier der betonte Schluss.
  • Es wird bezeichnenderweise ausgerufen in seiner Heimatstadt, weil beim Jobeljahr jeder in sein Eigentum zurückkehren sollte.
  • Im Übrigen fällt das Sabbatjahr 26/27 n.Chr. genau auf den Ablauf von 10 Jobel-Perioden (nach Dan 9,24ff = 7 große Jahrwochen) von 490 Jahren seit Esra 7,8 (Vollendung des Aufbaues von Jerusalem und Auftreten des letzten Schriftpropheten Maleachi).
  • Das Gnadenjahr des Herrn, das Jesus ausruft, ist zeitlos an seine Person gebunden, an seine Heilsbotschaft und an seine Heilstaten.

Parallel zum „Gnadenjahr“ gibt es ein „Tag der Rache unseres Gottes“ (V. 2).

  • Gericht und Gnade stehen in der Heiligen Schrift immer zusammen.
  • Wer die Gerichte Gottes annulliert, annulliert auch die Gnade Gottes.
    • Die Verheißungen Jesajas stehen im Kontext der Gerichte.
    • Das Opfer Jesu auf Golgatha, die Quelle aller Gnaden, ist verbunden mit einem Gerichtshandeln Gottes.
    • Zur Freiheit der Kinder Gottes gehört das Gericht über die Gebundenheit der Sünde.
    • Dass Gott dem Frevel Einhalt gebietet und das Unrecht ahndet, ist für die Armen und Elenden eine Gnade.
    • Eine zukünftige Erweckung gibt es nur unter Gerichten.
  • Gerichte richten uns aus auf das Reich Gottes, sind Heimsuchungen.
  • 2. Mose 6,6: „Ich will euch erlösen… durch große Gerichte.“
  • Wir dürfen uns nicht wegwünschen, dass Gott zürnt, straft + verurteilt.