6. Das Ergebnis seines Dienstes ist ernüchternd(b).

Text des Tages: Jes 49,1-6 Fortlaufende Bibellese: Jes 48,12 -22

Im Leben Jesu treffen wir genau auf diesen Widerspruch.

  • Gott hat sich an ihm verherrlicht.
    • Wer ihn sah, sah den Vater (Johannes 14,9).
    • „Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14), sagen seine Jünger.
    • Wie viele wunderbare Taten hat er vollbracht, wieviel klares Wort Gottes wurde in Vollmacht verkündet (Wort und Tat waren bei ihm immer eins)!
    • „Gott hat seinen Knecht Jesus verherrlicht“, sagt Petrus nach der Heilung des Gelähmten (Apostelgeschichte 3,13).
    • Das prophetische Wort im zweiten Gottesknechtslied ist mit Jesus tatsächlich zur Erfüllung gekommen.
  • Aber auch das andere hat sich bewahrheitet und zieht sich wie eine rote Linie durch das gesamte Leben Jesu: „Ich arbeitete umsonst“.
    • Das beginnt schon in den 30 Jahren der Verborgenheit im Handwerksbetrieb des Vaters: Wissen um seine Berufung, aber nicht hervortreten können, weil die Stunde Gottes noch nicht gekommen ist.
    • Endlich dann der Tag der Sendung mit vielen Zeichen und Wundern und der Verkündigung des Reiches Gottes – Massen von Menschen, die ihm zujubeln, aber er sieht tiefer, nämlich ihre verschlossenen Herzen.
    • Matthäus 11,20: „Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten nicht Buße getan.
    • Er weint über Jerusalem: „Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen“ (Lukas 19,41+42).
    • Und dann noch die Last der Jünger: „Wie lange soll ich euch ertragen?“ (Markus 9,19) / „Versteht ihr noch nichts“ (8,17) / „Sie verstanden das Wort nicht“ (9,32; Joh. 16,18; 20,9).
  • Das Leiden und Sterben Jesu ist menschlich eine Katastrophe.
    • Bei den Leidensankündigungen verstehen die Jünger grund-sätzlich nichts: „Sie begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen“ (Lukas 18,34).
    • Im Garten Gethsemane betet Jesus: „Vater, nimm diesen Kelch von mir“ (Markus 14,36).
    • Judas verrät ihn, Petrus verleugnet, von den anderen heißt es: „Da verließen ihn alle und flohen“ (Markus 14,50).
    • Aus dem „Hosianna“ des Volkes wird binnen weniger Tage ein „Kreuzige“.
    • Die Feinde frohlocken, die Jünger verzagen.
  • Erfolg sieht anders aus.
  • Selbst Ostern kann sich bei den Jüngern nur schwer durchsetzen.

Der Gottesknecht geht seinen Weg dennoch in großem Vertrauen.

  • Er sagt: „Mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott“ (Vers 4c.d).
  • Aus der Nutzlosigkeit des Abmühens erwächst keine Verzweiflung.
  • „Darum bin ich vor dem HERRN wertgeachtet und mein Gott ist meine Stärke“ (Vers 5e.f).
  • Der Gottesknecht ist nicht auf Anerkennung bei den Menschen aus, das gibt seinem Dienst eine große Freiheit.
  • Auch weiß er sich ganz unter dem Schutz Gottes: „Der Schatten sei-ner Hand bedeckt mich“ (V. 2b) – die Vergeblichkeit in Vers 4 ist eingeklammert von der Gegenwart des HERRN in Vers 1c + 4c.