5. „Gott der HERR hilft mir“ (Vers 7+9).

Der dritte Teil unseres Liedes ist ein Vertrauensbekenntnis.

  • Den Leidensschilderungen in Vers 6 wird ein „aber“ des Glaubens entgegengehalten: „Aber Gott hilft mir.“
    • Am Schluss (Vers 9a) wird dieses Bekenntnis wiederholt und mit einem hervorhebenden „siehe“ versehen.
    • Die Hilfe Gottes ist stärker als das, was Menschen mir antun können.
    • Für „helfen“ steht ein Wort (עזר), das eigentlich „umrahmen“ oder „einfrieden“ bedeutet und damit den Schutz betont.
    • Außerdem wird es dort gebraucht, wo es nicht nur um punktuelle Hilfe (ישׁע), sondern um stetige Hilfe geht.
    • Es muss also nicht gleich etwas passieren: der HERR ist da, das Leid darf die von ihm gesetzte Grenze nicht übertreten.
  • In dem Vertrauensbekenntnis des Knechts stellt der Gottesname „Gott der HERR“ = יְהֺוׇה אֲדֺנׇי eine Besonderheit dar.
    • Adonai drückt die allumfassende Herrschaft Gottes aus.
    • Außerdem betont er die besondere Zugehörigkeit zu Gott.
    • Er kommt nur in der Anrede vor.
    • Ins Griechische wird er mit kyrios = Herr übersetzt.
    • HERR ist im AT JHWH = „Ich bin, der ich bin“ als Eigenname.
  • Aus dem Vertrauensbekenntnis werden zwei Schlussfolgerungen gezogen.
    • Beide werden mit einem „darum angezeigt.
    • Erste Schlussfolgerung: „Darum werde ich nicht zuschanden.“
    • Das heißt: Ich werde durch das Leid innerlich und äußerlich nicht zerstört. Mein Selbstbewusstsein wird durch das Gottesbewusstsein gestärkt.
    • Der Knecht weiß, dass er am Ende nicht beschämt wird, also der Verlust seiner Stellung und Geltung nur zeitbedingt ist.
    • Zweite Schlussfolgerung: „Darum habe ich mein Angesicht (nicht das Herz!) hart gemacht wie einen Kieselstein“, d.h. er bleibt standhaft (Kieselsteine sind nicht kleinzukriegen und sind sogar eine gefährliche Waffe wie in Davids Schleuder).

Der Knecht ist sich mitten im Leid der Nähe Gottes bewusst.

  • „Er ist nahe, der mich gerecht spricht“ (Vers 8a).
  • Es ist besser mit Leid in der Nähe Gottes zu sein als ohne Leid in der Gottferne. (Bild aus dem Bräunsdorfer Kreuzweg zeigen!)
  • Was das bedeutet: Der HERR ist mit mir!
  • Joseph kann so mit Frieden in Potiphars Haus und im Gefängnis sein.
  • Das Wörtchen „mit“ drückt engste Gemeinschaft mit Gott aus, Gebor-genheit auch unter lebensfeindlichen Umständen, Schutz und Segen.