exhortatio
4. Mit diesen sogenannten Gottesknechtsliedern wollen wir uns befassen.
Fortlaufende Bibellese: Jes 41,11-20
Text des Tages: Jes 42,1-4
Es handelt sich um vier markante Texte im Trostbuch des Propheten Jesaja.
- Die sich von den Umgebungstexten deutlich abheben.
- Die sich durch eine poetische Sprache auszeichnen.
- Auf die auffallend häufig im NT Bezug genommen wird.
- Bei denen die Rede vom „Gottesknecht“ eine andere ist als sonst bei Jesaja.
- In der Regel hat der „Gottesknecht“ bei ihm eine kollektive Bedeutung.
- Gemeint ist Israel, was immer in irgendeiner Weise dabei steht: „Du aber Israel, mein Knecht“ (Jesaja 41,8) oder „So höre nun, mein Knecht Jakob“ (Jesaja 44,1).
- In den Gottesknechtsliedern dagegen ist der Gottesknecht eine Einzelperson mit ausgesprochen individuellen Zügen.
- Eine zeitgeschichtliche Gestalt dafür gibt es nicht, auch der Prophet selbst kommt dafür nicht infrage.
- Die Juden haben diese Texte bis zum Kommen Jesu messianisch verstanden, danach aber bewusst aus den Lesungen der Synagoge gestrichen bzw. sich selber in diesem leidenden Gottesknecht gesehen.
- Die vier Texte sind verstreut, stehen aber in einem inneren Zusammenhang und haben eine eigene Dynamik.
Der Alttestamentler Bernhard Duhm hat sie im Jahr 1892 entdeckt.
- Als liberalem Theologen sind ihm eine Reihe von Unterschieden zu den Umgebungstexten aufgefallen.
- Er war der Meinung: Hier schreibt ein anderer als der Prophet Jesaja.
- In dieser Frage sind ihm die meisten Wissenschaftler nach ihm nicht gefolgt.
- Aber den exklusiven Charakter dieser Texte hat keiner bestritten, auch in den unterschiedlichsten Lagern der Theologie nicht.
- Wir sprechen von Jesaja 42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; 52,13-53,12.
Der Gottesknecht erscheint hier als Priester, König und Prophet zugleich, wie es dem dreifachen Amt Christi entspricht.
- Er trägt priesterlich unsere Krankheiten, unsere Schmerzen und unsere Sünden.
- Er ist wie die Könige in Israel mit dem Heiligen Geist gesalbt (zum Beispiel wie Saul und David).
- Er hat eine „gelehrte Zunge“, einen Mund wie ein „scharfes Schwert“ und redet aus Inspiration wie die Propheten.
- Sein öffentlicher Dienst ist in erster Linie ein Dienst des Wortes.
- Sein verborgener Dienst ist Leiden mit einer positiven Wirkung.