Versuchung (Ausführlich)

Wie überwinde ich Versuchung?

Jesus wurde, bevor er begann öffentlich aufzutreten und das Reich Gottes zu verkündigen, vom Heiligen Geist in die Wüste geführt, wo der Versucher an ihn herantrat, um ihm zum Abirren und Abfall von Gott zu bewegen. Aber Jesus hielt stand und wurde letztlich durch diese Zeit ausgerüstet für seinen späteren Dienst (vgl. Mt 4). Du befindest dich gerade gemeinsam mit den Israeliten auch in der Wüste. Und während du auf Dinge verzichtest und bewusst Mangel aushältst, begegnet es dir vielleicht ähnlich wie Jesus, dass der Teufel, der Versucher, an dich herantritt, um dich von Gott wegbewegen zu wollen. Vielleicht bist du mit Versuchungen und Begehrlichkeiten konfrontiert, von denen du eigentlich glaubtest, dass du sie schon längst überwunden hast oder möglicherweise begegnen dir auch Versuchungen, die du bisher gar nicht kanntest. Womöglich bist du verunsichert, verwirrt, entmutigt, vielleicht hast du auch schon der Versuchung nachgegeben. Was passiert eigentlich, wenn wir versucht werden? Und wie kann man Versuchung überwinden?

Zunächst mal: Was ist eigentlich Versuchung?

Die Bibel gebraucht unterschiedliche Begriffe für dieselbe Sache, die auch je nach Übersetzung nochmal varieren können. Man spricht von z.B. von Versuchung, Verlockung, Anfechtung, Prüfung, auf die Probe stellen usw. Hierbei hat auch jeder Begriff eine andere Akzentsetzung1, insgesamt geht es aber immer um dasselbe. Es gibt z.B. den griechischen Begriff πειρασμός (gesprochen: peirasmos). Gemeint ist hierbei, dass man mit etwas konfrontiert wird, was einen dazu bewegen will, etwas zu tun, was nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt und wobei ich sonst grundsätzlich (und bei klarem Verstand) auch weiß, dass es nicht gut wäre und es dumm wäre, es zu tun. Dort, wo man versucht, bekommt man aber plötzlich das starke Gefühl, den eindringlichen Gedanken oder den Impuls, dass das doch jetzt etwas sehr Gutes wäre. Es hat immer etwas Zwingendes. Dabei ist nicht so ganz entscheidend, wie genau die Versuchung daherkommt. Der Teufel ist klug und ist geschickt, sich die unterschiedlichsten Gesichter zu geben, so auch die Versuchung. Mal wird sie ein fast überwältigen, ein ander Mal ist es nur ein leiser, fast unscheinbarer, harmloser Gedanken, ein anderes Mal nur ein Gefühl usw. Egal, wie das Ganze aussieht, ich hab es dabei immer mit einer Versuchung aus der Finsternis zu tun. Vielleicht fragt man sich, kommt das jetzt aus mir selbst? Oder kommt das von außen, vom Teufel? Oder kommt es von den Umständen/Situationen, in denen ich bin? Und die Antwort darauf ist gar nicht so wichtig. Du musst nicht wissen, woher es genau kommt, sondern es ist nur wichtig klar zu benennen, dass du es nicht mit Gott zu tun hast, sondern mit der Finsternis. Denn das schreibt Jakobus sehr klar: „Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemanden. Sondern jeder wird versucht, wenn er von seinen eigenen Begierde gereizt und gelockt wird.“ (Jak 1,13f.). Unser alter Mensch, unsere sündige Natur ist anfällig für Sünde. Das bedeutet, dass wir nicht nur Sünde tun, sondern sie nach unserem alten Menschen her auch wollen.Deswegen schreibt Jakobus, dass man von seinen eigenen Begierden gelockt wird. Weil wir anfällig sind für Sünde, können wir also versucht werden. Der Teufel ist der Versucher, er tritt an uns heran und weckt in uns jede Begierde. Auch wenn du mit Sünde in dieser Welt konfrontiert wirst, kann das in dir „Begierde“ – und das würde ich jetzt mal freier übersetzen mit dem „Wunsch zur Sünde“, „Willen Böses zu tun“ – wecken.

Eine fröhliche Botschaft zu Beginn: Gott tut gerade ein gutes Werk an dir!

Wenn wir versucht werden, erscheint es uns meistens nicht wie Freude, sondern als eine Last. Jakobus schreibt etwas Seltsames in seinem Brief:

„Meine Brüder, haltet es für lauter Freude, wenn ihr in verschiedene Anfechtungen geratet, und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld bewirkt. Die Geduld aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und keinen Mangel leidet.“ (Jak 1,2-4).

Es ist interessant, dass das griechische Wort, was dort für „geraten“ steht, sowas meint, wie „hineinfallen“. Wie aus dem Nichts kann es einen plötzlich überkommen und man befindet sich plötzlich in der Versuchung. Jakobus sagt jetzt: Haltet das für lauter Freude – obwohl das vermutlich das Fernste, wonach einem in diesem Moment zumute ist. Aber Jakobus versteht die Wege Gottes, die er durch die Versuchung an seinen Gotteskinder tut: Denn es bewirkt Bewährung des Glaubens. Indem man in Anfechtung gerät und der Versuchung widersteht, wird der Glauben tiefer und fester in Jesus gegründet. Man spricht ja auch bspw. von einem bewährten Mitarbeiter und meint dann, dass der die Arbeit gut kennt und sich auch in herausfordernden Zeiten als treu erwiesen hat. Gleichzeitig bewirkt Gott einen bewährten Glauben in uns, wenn er in Herausforderungen, Angriffen und Versuchungen standhält. Die Frucht eines bewährten Glauben ist die Geduld (vgl. auch Jak 1,12: „Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.“). Denn die Geduld hält einfach aus, indem sie der Versuchung nicht nachgibt und die Angriffe aushält, wie ein Fels in der Brandung. Er hält aus in der Gewissheit, dass die Wellen ihn nicht von der Stelle reißen können. Der in seinem Glauben Geduld gelernt hat, hält auch in den Angriffe der Finsternis, weil er die Gewissheit gewonnen hat, dass selbst die Pforten der Hölle ihn nicht aus der Hand Jesu reißen kann. Wenn du also, lieber Bruder, allerlei Angriffe und finstere Versuchung erfährst, fasse neuen Mut und freue dich, dass der Herr gerade deinen Glauben prüft und ihn bewährt und in dir stärkt.

Der Versucher greift uns immer in der Schwäche an.

Der Teufel ist klug, deswegen wird er immer angreifen, wenn wir insgesamt schwach sind (sei es körperlich, aber vlt. auch entmutigt, erschöpft, resigniert, einsam usw.). Und er wird dabei auf unsere Schwachstellen zielen. Es gibt Bereiche, in denen wurden wir noch nie versucht und werden vermutlich auch nie Probleme damit haben. Das hängt mit unserer Persönlichkeit und unserer Berufung zusammen, dass uns manche Dinge nie unklar waren und in anderen Dingen haben wir zu kämpfen. Hier eine kleine Randbemerkung: Halte dich zurück und sei vorsichtig über deinen Bruder zu urteilen, der lange mit einer Versuchung kämpft, die dir belanglos oder einfach erscheint. Denn die Versuchungen sind unterschiedlich, so ist für den einen dies die größte Herausforderung, für den anderen jenes. Wenn du von der Anfechtung deines Bruders hörst, überleg dir kurz, wo deine herausfordernden Punkte sind, damit du angemessen auf das reagieren kannst, was er sagt.

Auch Fastenzeiten, wie du sie bspw. gerade in den 70 Tagen erlebst, können dich angreifbarer machen. Besonders dann, wenn man deutlich einen Mangel spürt (z.B. an Nahrung, menschlicher Nähe, fehlenden Partner usw.), wird der Versucher kommen mit dem Anspruch, dass er dir etwas zeigen könnte, was nun diesen Mangel ausfüllt – wie als der Teufel Jesus dazu versuchen wollte, sich Brot aus Felsen herzustellen.

Der Versucher wird uns mit Lüge begegnen, die nach Wahrheit klingt.

Indem der Teufel spricht, spricht er Lüge, selbst wenn es nicht nach Lüge klingt. Wenn es zu platt nach Lüge klingen würde, wäre es ja keine Versuchung. Aber der Teufel ist klug und gerissen und verpackt seine Lüge unter dem Mantel von Wahrheit. Und indem er spricht, möchte er die Lüge in das Herz dessen säen, den er anspricht. Als die Schlange im Garten Eden Eva fragt (vgl. Gen 3): „Sollte Gott gesagt haben, dass ihr von allen Bäumen im Garten nicht essen dürft?“ versteckt sie eine Lüge in dieser Frage. Denn dahinter steckt das Misstrauen gegenüber Gott: „Sollte Gott wirklich so böse und gemein sein?“ Der Teufel spricht also im Namen Gottes, ja er tut so, als würde er für die Sache Gottes sprechen, als würde er Gott in Schutz nehmen wollen. Etwas im Sinne von: „So böse und gemein kann doch Gott nicht sein.“, „Denk doch mal nach, sollte Gott so ein Spielverderber sein.“ Indem er das tut, gelingt ihm ein lügnerischer Trick: Du stellst dir nicht mehr die Frage: “Wenn ich das tue, bin ich dann Gott gehorsam? Bleibe ich damit bei Gottes Wort?” Sondern: “Sollte denn Gott so ein Spielverderber sein, dass ich das und das nicht tun sollen dürfte?” Der lügnerische Trick ist, dass er dem Verstand einredet, er habe ein Wissen von Gott, was ihn berechtigt, dieses zu übertreten. Die teuflische Lüge sagt: „Ja, Gott hat zwar gesagt, du sollst nicht ehebrechen, aber ich weiß, dass er eigentlich meint, dass man nicht unglücklich in seiner Ehe sein sollte. Wenn ein Seitensprung mir dazu hilft, dass ich dann fröhlicher meiner Frau begegnen kann, dann wird das wohl in Gottes Sinn sein.“ Versuchung insgesamt ist Lüge. Das, was dir die Versuchung spricht, wird sich, nachdem du ihr gefolgt bist, als Lüge herausstellen. Als Adam und Eva von der Frucht im Garten aßen, erfuhren sie es nicht als das, was Eva vorher als Begehrenswert erschien. Die Versuchung zu Pornographie verspricht dir erfüllende Sexualität, echte Gemeinschaft und Freude. Aber das, was du empfängst, ist innere Leere, größere Scham und Gefangenschaft. Die Kraft der Versuchung ist die Lüge, denn es erweist sich nicht als wahr, was sie vorgibt. Deshalb wirst du, nachdem du einer Versuchung gefolgt bist und erkannt hast, dass es dir nicht das gegeben hat, was du suchtest, im nächsten Versuchungsmoment der Gedanke gekommen: „Ja, aber dieses Mal ist es wirklich erfüllend.“ Oder: „Du musst das Ganze nur etwas steigern.“ Und es ist schon seltsam, dass in der Versuchung das, was du beim letzten Mal wusstest, wie weggeblasen ist und die Entscheidung, die du dir vorgenommen hast, schon wieder obsolet geworden scheint. Daran erkennt man, dass die Kraft der Versuchung die Lüge ist. Durchschaue den Trick dieser Lüge! Die teuflische Lüge fühlt sich in dem Moment unglaublich wahr an, aber sie ist es nicht. Was du konkret in einem Moment der Versuchung machen kannst, darauf kommen wir am Ende noch.

Der Versucher wird immer unsere Gotteskindschaft in Frage stellen.

Wenn wir Jesus als unseren Herrn angenommen habe und ihn in unser Leben aufgenommen haben und auf seinen Namen getauft sind, sind wir Gottes Kinder. Das ist nicht nur eine gefühlte Identität, das ist eine rechtsgültige Identität. „Ihnen gab er Macht Gottes Kinder zu werden.“ (vgl. Joh 1). Wir sind durch die Kraft des Evangelium Gottes Kinder geworden! Wie auch bei einer Adoption ein Kind rechtlich zur Familie gehört und mit allen Privilegien und Verantwortungen ausgestattet wird, so geschieht das, wenn wir zu Jesus Christus gehören. Wir empfangen die Kindschaft durch Jesus. Wir empfangen seinen Heiligen Geist als Anzahlung für das Erbe, was uns bevorsteht. Als Gottes Kinder dürfen wir im Namen Jesu beten und haben unmittelbaren Zugang zu Gott. Eine größere Vollmacht, als sich im Namen Jesu an Gott richten zu dürfen, gibt es nicht. Weil das der Teufel weiß, weil der Teufel um unsere Stellung von Gott her weiß, wird er unsere Gotteskindschaft anzweifeln und versuchen Zweifel in unser Herz zu sehen. So tritt der Teufel auch an Jesus heran stets mit dem Satz: „Wenn du wirklich Gottes Sohn bist …“. Der Teufel fordert Jesus heraus zu beweisen, dass er der Sohn Gottes ist und möchte somit Zweifel hineinsehen in der Identität, der Jesus als Gottes Sohn hat. Jesus lässt sich in keiner Weise auf diese Lüge ein. Er antwortet nicht mal darauf, er rechtfertigt sich nicht mal, dass er Sohn Gottes ist. Er ist darin tief gegründet.

Wenn der Teufel unsere Gotteskindschaft in Frage stellt, so kann das so aussehen: „Wenn du wirklich ein Kind Gottes wärst, dann hättest du diese Sünde nie begangen.“ „Wenn du wirklich ein Kind Gottes wärst, dann müsstest du dich schon ganz anders fühlen.“ „Schau mal dein schwaches und langweiliges Gebet an, wenn du wirklich ein Sohn von Gott wärst, müsstest du schon anders beten.“ Es kann aber auch so aussehen: „Wenn du dieses und jenes leistest, dann beweist du, dass du ein Kind Gottes bist.“ „Ja, weil du immer so freundlich bist und immer so viel betest, darin zeigst du ja deutlich, dass du Gottes Kind bist.“ Die letzten Sätze klingen sehr harmlos, aber werden sie geglaubt, wird die nächste Situation kommen, wo man vielleicht mal nicht freundlich reagiert hat oder nicht so viel gebetet hat, und plötzlich ist alles in Frage gestellt. Der Teufel versucht also unsere Gotteskindschaft in Frage zu stellen oder uns durch eine Lüge dazu zu bringen, sie an die falschen Dinge zu hängen, also z.B. an dem, was wir geleistet haben, an unsere Geistesbegabung usw. Aber die Wahrheit ist: Du bist ein Sohn von Gott geworden, allein durch die Gnade Gottes, die er dir durch das Kreuz von Jesus Christus erwiesen. Nicht weil du es selbst gebracht und geleistet hat, sondern weil Gott sich in seiner Gnade über dich erbarmt hat, deshalb bist du ein Sohn von Gott.

Wie reagiere ich auf Versuchung?

Zunächst ist etwas ganz wichtig: Eine Versuchung ist noch keine Sünde. Das schreibt auch Jakobus, indem er sagt: „Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ (Jak 1,15). Wenn der Begierde Raum gegeben wird, gebiert sie die Sünde, nicht wenn der Versuchung widerstanden wird. Eine häufige Lüge, die der Teufel in der Versuchung gebraucht ist, dass er uns – sobald wir einen Versuchungsgedanken oder -gefühl haben – sofort anklagt, verurteilt und sagt: Schau, schon hast du wieder versagt. Was bringt es jetzt noch weiter zu kämpfen. Oder auch wo wir der Versuchung vielleicht ein Stück weit gefolgt sind: „Jetzt ist es ja sowieso egal. Jetzt koste es noch aus.“ Aber es stimmt nicht: Je früher man sich gegen Sünde entscheidet, je früher man sich von der Sünde abwendet, desto besser und Gott freut sich darüber. Luther hat einmal gesagt: Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern. So ähnlich ist es auch mit den Gedanken/Gefühlen/Impulsen, die du bekommst. Du kannst nicht verhindert, das irgendetwas reinkommt, aber du kannst verhindern, was sich ausbreitet.

1. Geh unmittelbar zu Jesus, der die Versuchung überwunden hat.

Wenn Versuchung kommt, geh unmittelbar zu Gott. Egal, wie sich die Versuchung anfühlt, sie sei noch so schrecklich, furchterregend, ekelig, auch wenn du von dir selbst erschreckt bist, geh unmittelbar zu Jesus. Er ist da. Er kennt dich und er steht als der Sieger über die Versuchung bereit, um dir zu helfen.

„Daher musste er in allen Dingen seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig wurde und ein treuer Hohepriester vor Gott, um die Sünden des Volks zu sühnen. Denn worin er selbst gelitten hat und versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden.“ (Hebr. 2,17-18).

Dieser Vers ist der größte Trost in der Versuchung. Du denkst, du bist allein in der Versuchung, du denkst, du kannst diese Versuchung nicht überwinden, weil du schon oft gefallen hast, du denkst, niemand versteht dich, du schämst dich für dich selbst, für deine Gedanken und warum du immer wieder solche Versuchung erlebst. Aber sieh auf diesen Vers: Jesus ist da. Jesus ist nicht erst da, wenn du die Versuchung überwunden hast. Er ist nicht erst da, wenn du schuldig geworden bist, um das Bekenntnis deiner Sünde zu hören. Sondern: Er ist jetzt da. Jesus ist in deiner Versuchung. Du bist nicht allein. Auch wenn der Teufel dir einredet, dass es anders ist und dass du so nicht zu Gott kommen kannst, wie du bist, glaube dieser Lüge nicht. Jesus kennt deine Versuchung und er hat den Wunsch dir darin zu dienen und den Weg heraus aufzuzeigen. Dort, wo du in der Versuchung das erste Mal den Namen Jesus sagst, ist der erste Sieg schon errungen. Der Teufel wird dir einreden, dass das Gebet nichts bringt. Etwa: “Was bist du denn nur für ein Schwächling, dass du immer erst zu Jesus rennen musst, um diese lappige Versuchung zu überwinden?” – Denn er fürchtet sich sehr vor seiner Niederlage. Dort, wo du den Namen Jesus anrufst, ist sein Sieg dahin, denn da muss er unter die Füße Jesu.

2. Fahre nicht zweigleisig, sondern triff eine Entscheidung: Sag bewusst Nein zu der Sünde und Ja zu Jesus.

Im Jakobusbrief steht: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.“ (Jak 4,7) Es kann sein, dass du schon gerne nicht fallen willst, aber das, was dir die Versuchung verspricht, auch nicht loslassen willst. Und so ist dein Kampf gegen Versuchung erfolglos, weil du dich nicht klar dagegen entscheidest, sondern gewissermaßen versuchst auf zwei Wegen, die sich immer weiter voneinander zu entfernen, gleichzeitig zu bleiben. Wenn du nicht Ja sagst zu dem Weg, den Jesus dich führen will, entscheidest du dich gegen ihn. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“ (Lk 11,23) Eine konkrete Entscheidung gegen die Sünde aufzuschieben, bedeutet bewusst der Sache Raum zu geben. Du meinst vielleicht, du könntest dich nicht dagegen erwehren, es kommt einfach über dich und du kannst ja gar nichts anders Tun als dem nachzugeben. „Was bin ich nur für ein schlimmer Sünder!“ Das ist allerdings eine Lüge, die der Teufel dir einredet. Hier gebrauchst du deinen tatsächlichen Zustand als alter Mensch als Ausrede, um der Sünde zu widerstehen. Du triffst eine Entscheidung, indem du die Entscheidung aufschiebst und du erfährst die Folgen dieser Entscheidung. Du gibst deinem Fleisch, dem alten Menschen, Raum. Hier gilt, was Jakobus schreibt:

„Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Menschen, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seinem Tun.“ (Jak 1,22-25).

Du hast durch das Evangelium eine neue Identität empfangen: du bist in Christus und er hat deine Sünde getragen und überwinden. Du bist jetzt nicht mehr schuldig nach dem Fleisch zu leben, du bist nicht mehr versklavt deinen Versuchungen Raum zu geben, sondern du hast eine neue Kraft und neue Identität in Jesus gewonnen. Glaube also nicht dieser Lüge, die der Teufel oder du dir selbst sagst, dass du ja gar nichts tun kannst. Das „vollkommene Gesetz der Freiheit“ ist das Evangelium in Jesus. In Jesus hast du die Macht Sünde zu überwinden. Sag bewusst Nein zu der Sünde und Ja zu dem Leben in Jesus.

3. Benenne ehrlich dein Versagen, wenn du Versuchung gefolgt bist.

In der Versuchung wird offenbar, wie wir uns verhalten, worauf wir unsere Hoffnung gesetzt haben. Wir machen vielleicht die Schlussfolgerung: Weil die teuflische Versuchung da ist, deswegen bin ich gefallen. So sagen es auch Adam und Eva im Garten Eden, als Gott sie fragt. Aber sie lügen damit. Sie sind nicht wegen der teuflischen Versuchung gefallen, sondern sie sind gefallen, weil sie selbst der Versuchung gefolgt sind. Es geht nicht darum dich selbst oder andere zu verurteilen, aber ehrlich zu sein. Du hättest dich anders entscheiden können, aber du hast es so gemacht. Es bringt nichts Ausreden zu finden, Situationen oder Personen für deine Sünde verantwortlich zu machen, es ist viel mehr, wie Nathanael zu David sagt: „Du bist der Mann!“ Du bist schuldig geworden. Du hast hier konkret einen Fehler begangen. Du hast dich konkret an Gott und an deinen Mitmenschen und an dir selbst versündigt. Sei mutig und stell‘ dich dieser Verantwortung! Auch wenn es schwer ist. Der Weg zur Freiheit führt durch dieses tiefe Tal sich Niederlagen ehrlich einzugestehen.

4. Beginne nicht aus eigener Kraft gegen den Feind und die Versuchung zu kämpfen, sondern nehme die Kraft und die Gnade von Jesus in Anspruch.

„Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird“ (Ex 14,13). Es gibt Feinde in unserem Leben, die könnten wir mit unser eigenen Kraft überwinden. Wenn ein 12-jähriger Junge deine 5-jährige Tochter angreift, so wird es dir als erwachsener Mann ein Leichtes sein den Jungen davon abzubringen und deine Tochter zu verteidigen. Das Volk Israel steht vor dem roten Meer, hinter sich die Armee des Pharao. Nur ein leichtsinniger Mann würde jetzt in den Kampf stürmen. Ihre Niederlage ist beschlossen – es sei denn, Gott kommt ihnen zu Hilfe. Und er tut es und schenkt einen großen Sieg. Wir überwinden die Versuchung und teuflischen Angriffe, indem wir ganz die Kraft Jesu in Anspruch nehmen. Derjenige, der meint aus eigener Kraft stärker als der Teufel zu sein, wird früher oder später von ihm aufgerieben. Ja, es ist möglich für eine Zeit lang aus Stolz zu sagen: „Na so einer bin ich nicht.“ „So wie die anderen Sünder geht es mir ja nicht.“ Aber dann kommt die Versuchung und du fällst. Du fragst dich: „Wie konnte das denn jemandem wie mir passieren?“ Du hattest aufs falsche Pferd gesetzt. Du hattest auf dich selbst vertraut. Vertraue ganz auf Jesus. Ohne Jesus kannst du die Versuchung nicht überwinden, denn der Teufel ist stärker als du. Aber wenn du den Stärkeren (vgl. Lk 11,17ff) an deiner Seite hast, wirst dem Starken widerstehen können. Was der Teufel möchte ist, dass wir uns in unseren eigenen „Bereich“ begeben und gegen ihn ankämpfen. Er wird vermutlich sogar deinen Stolz und deinen vermeintlich starken Willen anreizen: „Komm schon, nehms mir auf! Du wirst doch nicht kapitulieren vor so kleinen Versuchungen!“ Aber diese Versuche übersehen eine ganz grundsätzlichen Umstand: Du bist schon der Sünde unterlegen. Du hast den Kampf gegen die Versuchung schon verloren. Das mag seltsam klingen. Aber die Sache ist die, dass wir alle nach dem Geschlecht Adams unter der Sünde sind. Das bedeutet: in unserem Menschengeschlecht regiert die Sünde, die Finsternis ist und vom Teufel kommt. Wenn du nun also dazu angereizt wirst aus eigener Kraft und Stolz dagegen vorzugehen, so ist das, wie ein Sklavenherr zu seinem Sklaven sagt: „Lass dich nicht versklaven.“ Das ist ja ein aussichtsloser Kampf, denn es ist ja schon passiert. Was aber auch passiert ist, dass nachdem du versklavt wurdest, auch Jesus kam, der dich von deiner Sünde befreit und dich von deiner Versklavung befreit hast. Indem du mit eigenem Stolz gegen die Versuchung ankämpfst, kehrst du wieder zurück in das Haus des Sklavenherrn, um dir dann mit deiner Willenskraft einen Weg rauszubahnen. Mein lieber Bruder, das ist nicht nur ein aussichtslosen Unterfangen, es ist auch nicht sinnvoll, denn: Du bist ja schon frei! Jesus hat dir die Freiheit geschenkt! Er hat dir andere Kräfte zur Verfügung gestellt. Um ein Beispiel zu gebrauchen: Es kann sein, dass du merkst wie der Zorn in dir aufquillt und du drauf dran bist deinem Gegenüber ordentlich die Meinung zu geigen. Kämpfe jetzt nicht gegen deinen Zorn an – es macht es nur noch schlimmer, sondern komm direkt zu Jesus und bete: „Danke, Herr Jesus, dass du meinen Zorn am Kreuz getragen und besiegt hast. Hier bin ich, Herr, ich schaffe es nicht meinen Zorn zu überwinden, aber ich danke dir, Jesus, dass du in mir lebst und du in mir jetzt die Geduld und die Liebe bewirkst, die ich brauche.“ Und der Herr schenkt dir den Sieg.

5. Halte die Versuchung aus.

Jakobus schreibt: „Selig ist, wer Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.“ (Jak 1,12). Vielleicht sind wir mittlerweile entmutigt, weil wir zwar immer wieder widerstanden haben, aber dann war die Versuchung so stark oder lang, dass wir ihr nachgegeben haben. Und vielleicht denken wir: „Bei manchen Dingen kann als Gott doch nicht helfen.“ Und versuche es vielleicht wieder aus eigener Kraft. Nein, lieber Bruder, es gibt einen anderen Weg. Bekenne ehrlich deine Sünde, geh zum Herrn und empfange seine Vergebung und wenn das nächste Mal die Versuchung kommt: Bleibe beim Herrn. Er wird dir die Kraft geben. Geh immer wieder zum Herrn. Manchmal ist Versuchung nicht nur eine kurze Episode, sondern dauert länger, halte darin aus beim Herrn. Tue nichts weiter, als einfach beim Herrn zu sein und ihm dafür zu danken, dass er dich durchträgt und dich bewahrt. „Wohl dem, der unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ (Ps 91).

Gottes Trost in Versuchung

Paulus schreibt: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.“ (1. Kor 10,13). Gott mutet uns nicht mehr zu, als wir tragen können. An anderer Stelle schreibt Paulus: „Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.“ (2. Thess 3,5). Wenn du viel Versuchung ausgeliefert bist und merkst, wie schwach du darin bist, kann es sein, dass dir angst und bange wird. Was ist, wenn ich das nächste Mal versucht werde und das dann stärker wird und ich falle? Werde ich auch beim nächsten Mal widerstehen können? Höre, lieber Bruder, das tröstende Wort, was Gott dir zuspricht. Er wird dich stärken und bewahren und dich hindurchführen. Er gibt dir nur so viel, wie du tragen kannst. Und das ist ein Zeichen der Gnade Gottes durch die Erlösung in Jesus. Es zeigt, dass Gott ja nicht möchte, dass wir unter der Versuchung zusammenbrechen, sondern, dass wir durch die Versuchung hindurchkommen. Er ist auch in der Versuchung, die er zulässt, barmherzig und gnädig mit uns.

Zuletzt ist es gut sich anzugewöhnen die Bitte beim Vaterunser bewusst zu sprechen: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern bewahre (erlöse) uns vor dem Bösen.“ Dieses Gebet beten wir ja im Willen von Jesus und so wird Gott es erhören. Es richtet unseren Blick ganz auf unseren himmlischen Vater und seine Gnade, ohne dessen Bewahrung wir nicht Christen bleiben können. Es macht uns demütig und dankbarer für unsere Errettung, die uns durch ihn geschenkt ist und durch ihn bewahrt bleibt.

  1. Z.B. hat der Begriff der Anfechtung den Aspekt vor Augen, dass man angefochten wird, das bedeutet, dass mich wie etwas von außen angreift. Der Begriff der Versuchung meint eher, dass ich dazu versucht werde etwas zu tun, meint vielleicht eher den inneren Impuls. Der Begriff der Prüfung legt einen stärkeren Schwerpunkt darauf, dass es um eine konkrete Entscheidung in der Versuchung geht und sich darin zu bewähren. ↩︎