Fürchte dich nicht! Ich bins!

Text des Tages: Mt 14,22-33             Fortlaufende Bibellese: Hi 10

Der Bericht vom galiläischen Meer – das ist unsere Geschichte. Eben noch haben die Jünger die Speisung der 5000 erlebt.  Sie waren beteiligt, als Jesus das Brot mehrte und sie teilten es unter die Menschen.  Und dann sammelten sie die Reste des Überflusses und standen fassungslos vor zwölf vollen Körben. Gibt es eine Zerfallszeit für Glaubenserfahrungen so wie bei radioaktivem Material? Nach dem, was von den Jüngern zu hören ist, muß es eine sehr schnelle Zerfallszeit geben. Noch am selben Tag sehen sie sich ganz erschöpft und wie betäubt in ein Boot getrieben.  Und fernab vom sicheren Ufer steht ihnen der Wind entgegen und sie geraten in eine bedrängende Situation. Und als Jesus spät in der Nacht zu ihnen kommt, ist nur noch Schrecken und Angst in Ihnen.

Seid getrost, ich bin´s; fürchtet euch nicht! Die Gemeinde empfängt diesen Ruf! 365 mal steht es in der Bibel. Fürchtet Euch nicht!  Gott wird wohl wissen warum.  Denn unsere Angst und der Zweifel kehren immer wieder zurück.  Wir brauchen die Erinnerung.  Und der Herr wird nicht müde, sich zu wiederholen. Bis heute. Bis in diese Zeit. Bis in unsere Gemeinde. Fürchte dich nicht!  Und:  Ich bins!

Ich bin der ich bin! So offenbarte Gott sich dem Mose, der Gottesname, Jahwe, der ich bin, der ich bin, der immer wieder anklingt, auch in den Worten Jesu, auch in den Zeiten, in denen die Jünger seine Gegenwart erfahren haben. Ich bin das Brot des Lebens. Und damals und auch heute bin ich der Nothelfer und der Grund zu vertrauen und nicht  zu verzweifeln.

Ja, liebe Schwestern und Brüder, haben wir gelernt, Jesus zu vertrauen, auch jetzt in dieser Zeit? An Petrus können wir erkennen, wie es um uns steht. Auch wir  kennen die Zeit der Begeisterung.  Wir sind aufgebrochen und ausgestiegen.  Wir haben gewagt, verrückte Dinge zu tun.  Unvernünftig für die Welt treffen Christen Entscheidungen. Sie geben ihren Beruf auf, sie engagieren sich für die Gemeinde, sie spenden Ihr Einkommen, sie setzen sich ein für andere, sie opfern sich auf, sie legen sich große Projekte auf die Schultern, sie wagen zu widersprechen und begegnen Sturm und Wellen.

Was ist aus diesem Aufbruch geworden?  Wieviel Ernüchterung und Realismus ist wieder eingekehrt? Wieviel Gewöhnung und Anpassung? Wieviel Mutlosigkeit und Zweifel hat da um sich gegriffen. Zerfallszeit des Glaubens? Wo stehen wir da gerade jetzt persönlich?

Ich habe nach Menschen gesucht, denen es so gegangen ist. Beispiele spiegeln vielleicht nicht unsere eigene Situation. Aber es sind Beispiele, die wir mit den eigenen ergänzen können. Das Ehepaar aus Burgstädt ist ein Vorzeigepaar. Es sind Christen, die fest im Glauben stehen. In ihrer Gemeinde haben sie sich kennen und lieben gelernt. Sie empfinden ihr Leben als gesegnet. Sie sind Mitarbeiter, die ganz treu und mit ganzen Herzen bei der Sache sind. Aber ihr Leben, ihre Ehe und ihr Glauben werden auf eine schwere Probe gestellt.  Vergeblich warten sie auf ein Kind. Sie ziehen alle Register, versuchen nach allen Strohhalmen zu greifen. Natürlich beten sie und Menschen beten für sie. Ihre Gebete werden nicht erhört. In Burgstädt lebt auch ein Ehepaar, das ihre Berufung darin gefunden hat, andere Paare zu beraten und ihnen in Krisen- und Scheidungssituationen zu helfen.  Sie sind Christen.  Sie bezeugen ihren Glauben. Und Jesus ist der tragende Grund für ihre Arbeit mit den Menschen.  Und es ist die Grundlage, auf die sie auch ihre Beratung und alle Hilfe für Menschen stellen.

Dann begeht die Frau Ehebruch.  Und das Leben der Beiden scheint wie ein Kartenhaus zusammenzustürzen und es ist, als würde die Erde sich öffnen und alles mit sich reißen. Unzählige Geschichten könnten davon berichten wie es ist, wenn man voller Gewißheit aufbricht und dann scheitert angesichts der Umstände des Lebens.  Und jeder und jede von uns könnte heute die Geschichte bezeugen.

Petrus schreit zu Jesus.  Das ist die Realität auch unter uns.  Was wir bestätigen, ist das Scheitern, ist die Macht von Widerständen, Versuchungen und Enttäuschen, Leid, Krankheit und Tod. Was uns bleibt ist das Schreien.  Nichts liegt mehr an uns. Wir müssen aufgeben und doch liegt darin die für uns einzig gebliebene Hoffnung.

Jesus ergreift Petrus. Sie finden zurück in die Sicherheit des Bootes.  Der Wind legt sich. Nicht immer ist unser Lebenszeugnis verbunden mit der Erfüllung unserer Hoffnungen. Nicht immer steht am Ende das Happy End.  Und doch bleibt das Zeugnis der Worte Gottes.  Und das, was Petrus für sein Leben erfahren konnte. Das Ehepaar Hartenstein konnte mit der Hilfe des Herrn ein Ja zu ihrer Kinderlosigkeit finden und damit auch inneren Frieden.  Nur einige Monate später wurde Katharina schwanger.  Heute sind sie Eltern von zwei Kindern.

Das Ehepaar Pohl ging gemeinsam durch eine schwere Zeit der Aufarbeitung. In ihren Seminaren berichten sie von dieser schweren Zeit. Wenn sie zu den Ehepaaren sprechen, dann spüren die Menschen, daß diese Eheberater wissen, wovon sie reden. Nicht nur von ihrer schweren Krise, sondern wie ihre Liebe durch den Glauben an die Hilfe des Herrn reifen konnte und gefestigt wurde.Wo auch immer wir jetzt selber stehen, wir dürfen den anrufen, den die Jünger als Sohn Gottes erkannt haben. Er spricht: Seid getrost. Ich bin´s. Fürchtet euch nicht! Und als Petrus schrie, streckte er die Hand aus und ergriff ihn!