3. Die Insel ist nicht für mich, sondern für uns da.

Text des Tages: 2. Kor 1,3-7             Fortlaufende Bibellese: Hi 23

3) Die Insel – um ein letztes Mal dieses, zugegebenermaßen begrenzte, Bild zu bemühen – ist nicht für mich, sondern für uns da. 

Liebe Schwestern und Brüder, „lätare“, „freut euch“! Diese heutige Insel in der Passionszeit macht den Blick für das Ende des Tunnels frei. Dort sehen wir den Auferstandenen. Aber wenn wir ihn genau anschauen, sehen wir, dass er Merkmale von Wunden trägt. Sie sind nämlich nicht wegzaubert worden, sondern sind jetzt Gottes Narben. Den Auferstandenen mit seinen Wunden, den erkennen wir vielleicht besonders in einer Passionszeit wie in diesem Jahr, da die „Leiden Christi reichlich über uns kommen“, da der Krieg in Europa nahe gerückt ist wie lange nicht mehr. Aber wir können es grundsätzlich überhaupt in allen Leiden und an jedem Unrecht in unserer Welt wahrnehmen. 

Wo Leid ist, da ist Gott. Wo Gott ist, da ist aber sein Leben. „Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus“, „damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind“. Es geht niemals nur um meinen Trost. Gewiss, jede und jeder von uns ist persönlich für seine bzw. ihre Beziehung zu Gott zuständig und wir wünschen uns je persönlich Gottes Zuwendung und Trost in den Situationen, in denen wir gerade stecken. In Christus aber verbindet uns Gott zu einer Gemein- schaft der Leiden sowie zu einer Gemeinschaft des Lebens. 

„Werden wir aber bedrängt,“, schreibt Paulus, „so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost“. Dass die Leiden eine gegenseitige Wirkung in der Gemeinschaft Jesu Christi haben, bleibt für mich geheimnisvoll. „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“, sagt Paulus an anderer Stelle (1Kor 12,26), als er die Gemeinschaft in Jesus Christus wie einen Leib mit vielen Gliedern beschreibt. Doch nun ist es nicht nur das Mitleiden, sondern auch das Mitgetröstetwerden. 

Wenn unsere Leiden die Leiden des auferstandenen Jesus selbst sind, dann ist Gottes Sieg über den Tod schon heute unser Licht. „Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr Teilhaber seid an den Leiden, so seid ihr auch Teilhaber am Trost.“ Feste Hoffnung, treue Gewissheit! Das ist ein Ostern mitten in der Passionszeit, wie eine Insel im stürmischen Meer. In der Gemeinschaft Jesu Christi geht es darum, anderen diese feste Hoffnung zu erschließen, sie sozusagen auf die österliche Insel mitzunehmen. Der Trost geschieht uns, „damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott“. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.