1. Das Leid macht mir klar, dass mein Leben kurz und vergänglich ist.

Text des Tages: Hi 14,1-6                  Fortlaufende Bibellese: Hi 14

Diese Antwort von Hiob zeigt einen Menschen, der ganz unten am Boden ist, für den aber noch Hoffnung besteht.

Ich möchte drei Punkte herausgreifen:

  1. Das Leid macht mir klar, dass mein Leben kurz und vergänglich ist.
  2. Als Mensch suche ich für das Leid eine Ursache.
  3. Im Leiden bin ich nicht allein, es gibt einen der mitleidet.

[1.] Hiob zeichnet das Leben in dunklen Farben. Der Mensch lebt kurz, sein Leben ist mit Unruhe gesättigt. Ist das nicht ein Zeichen meiner Zeit? Genieße ich die Momente der Ruhe nicht so, weil das gerade stimmt. Mein Leben mit Unruhe gesättigt.

Wie eine Blume kommt er hervor und verwelkt 2; und wie der Schatten flieht er und kann nicht bestehen.

Wenn Leid in mein Leben tritt, dann beendet das die Unbeschwertheit. Locker und leicht kann ich mein Leben genießen. Auf einmal werde ich aufmerksam gemacht: So endlos ist das Leben nicht. Sei es durch Sorgen: Wird mein Leben gelingen? Werde ich genug haben? Wird meine Freundschaft halten? Sei es durch eine Krankheit oder Schwäche. Ich bekomme gezeigt: Mein Leben ist bedroht und endlich. Klar, dass weiß doch jedes Kind: Menschen leben auf dieser Erde nicht endlos.

Aber dass auch ich sterben kann und sterben werde, das ist ein besonderer Schlag im Leben. Für Kinder ist das ein erster Schock, wenn sie realisieren, dass irgendwann mal Mama und Papa sterben werden. Was hoffentlich noch weit weg ist.

Im Alter von ca. 30 Jahren gibt es diese persönliche Erkenntnis und Krise, dass man Angst vor dem eigenen Tod bekommt. Bei mir war das so, als mein Sohn Alfred geboren war. Ich hatte große Furcht und dachte: O nein, wenn mir etwas passiert, dann kann ich gar nicht mehr für ihn da sein. Und im Hohen Alter lässt sich der Gedanke an den eigenen Tod immer weniger verdrängen.

Wie kann ich mit dieser schweren Erkenntnis umgehen? Ich sage heute nicht: Wer Christ ist für den ist das einfach. Keineswegs der eigene Tod ist ein schwerer Gang, auch für die gläubigsten Leute.  Gerade Hiob war ein gläubiger Mann und sein Leid erschüttern ihn zutiefst.

Ich will mich nicht heute hier hinstellen als junger Prediger und sagen: Wenn ihr nur richtige Christen seid, dann werdet ihr alles Leid locker wegstecken. Das wäre Schwachsinn und nicht nach der Bibel geredet.

Was ich aber am Glauben an Gott und Christus schätze, dass er mir immer wieder diese schweren Themen zumutet. Wo setzt man sich denn sonst noch mit dem Thema Leid am Sonntagmorgen auseinander. Gerade, dass es das Buch Hiob in der Bibel gibt, ist so ein Geschenk für uns. Ein Geschenk zur Lebensweisheit.

Denn als Pfarrer darf ich ältere Christen erleben, die ihr schweres Schicksal mit Fassung und Glauben ertragen. Eine Frau aus der Gemeinde sagte mir vor kurzen: Was die Operation bringen soll, das überlasse ich Gott. Er wird schon wissen, was er mit mir will und ob er mich zu sich nimmt.

Ich erlebe Gemeindeglieder, die loslassen können und noch einmal Gebet und das Abendmahl in Anspruch nehmen, um sich von diesem Leben zu verabschieden.

In Psalm 90 heißt es: „Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“