0. Die rettende Insel.

Text des Tages: 2. Kor 1,3-7           Fortlaufende Bibellese: Hi 21,1-15

Anm. exhortatio: Die ab heute beginnenden vier Andachten sind von Markus Schmidt als eine Predigt am 27. März 2022 in der Stephanuskirche in Bielefeld gehalten wurden. 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Stilles Gebet 

Liebe Schwestern und Brüder, eine Insel im stürmischen Meer – die Oase in der staubtrockenen Wüste – ein Gott, der sich zeigt, obwohl er oft genug verborgen ist – ein kleines Ostern mitten in der Passionszeit: „Freuet euch“! „Lätare“, ja, freut euch. So heißt dieser Sonntag. Ostern leuchtet auf. Weiße Töne durchmischen das Lila des Leidens (deshalb könnte man heute statt Lila auch Rosa schmücken, durchmischt und aufgehellt). 

Der Horizont wird etwas klarer. Ein Licht am Ende des Tunnels – eine Pause auf der Flucht – ein Korridor im Krieg – ja, doch noch ein Zeichen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
Liebe Schwestern und Brüder, Paulus schrieb davon an die Christen in Korinth. Ich lese vom Anfang des 2. Korintherbriefes, der Epistel für den heutigen Sonntag: 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 

[So grüßte Paulus die Gemeinde. Und dann schrieb er:] 

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Tros- tes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 

Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost – Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden.
Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr Teilhaber seid an den Leiden, so seid ihr auch Teilhaber am Trost. 

Liebe Schwestern und Brüder, die Insel im stürmischen Alltag, ein windgeschützter Ort, an den man sich kurz zurückziehen und durchatmen kann – wer hat sich das nicht schon gewünscht! Wer von Ihnen hat das nicht schon einmal gebraucht: die rettende Insel, den Rückzugsort, wenn es richtig stressig wurde? Inseln, Oasen oder Auszeiten dürften in heutigen Zeiten nachgefragt sein wie nie. Entspannung wird gesucht. Ausstiege werden gesucht, Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Betrieb des Hamsterrades. Dies spiegelt sich für mich jedenfalls in den Angeboten der Wellnessbranche wider, aber auch im therapeutischen Bereich. Reha- Maßnahmen angesichts von Überlastungs- bzw. Erschöpfungssyndromen, sog. Burnout-Phänomenen, erleben eine Quote wie wohl noch nie. 

Auf welche Insel könnten wir uns retten, wenn wir schiffbrüchig würden? Wenn alles im Leben durcheinander gewirbelt werden sollte, wo fänden wir den Rettungsring oder das sichere Ufer? Es soll eine Insel geben, auf die man sich aus dem stürmischen Meer retten kann; eine Insel in der Passionszeit des Lebens sozusagen, auf der österliches Licht leuchtet und wo man das „Lätare“ hört: „freut euch“. „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Tros- tes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis“. Wenn ich bei dem Bild der Insel bleibe, dann hat sie nach den Worten des Paulus aus meiner Sicht drei Merkmale: 

1) Sie ist kein Paradies, in welches ich mich zurückziehen und die Welt Welt sein lassen kann. 2) Sie ist überall, wo Christus ist. 3) Sie ist nicht für mich, sondern für uns da.