exhortatio
Beichte (Langfassung)
Dies ist die Langfassung zur Beichte. Es gibt außerdem eine lange Version des Textes sowie eine Anleitung zur Beichte.
I. Umkehr ist etwas Normales
Als Christ hast du mit Sünde zu tun, nicht obwohl, sondern weil du Christ bist. Sünde bezeichnet eine konkrete Zielverfehlung, wo du von Gottes Plan abgewichen bist. Es geht bei Sünde nicht um zu entschuldigende Fehler, die jeder Mensch macht, sondern um konkrete Übertretungen des göttlichen Willens und Gebots. Der Maßstab für das, was Sünde ist, ist das Wort Gottes, nicht dein Gefühl oder die Wertmaßstäbe unserer Zeit.
Sünder zu sein, bedeutet nicht, sich den ganzen Tag elend und schlecht zu fühlen, sondern konkret göttliches Gebot übertreten zu haben. Wir sind Rechtsbrecher. Es ist ähnlich zur menschlichen Gesetzgebung: Auch dort kannst du konkretes Recht brechen, was erwartbare und bestimmte Konsequenzen zur Folge hat. Wahrscheinlich hast du noch keine schwere Straftat begangen. In Gottes Perspektive spielt das aber keine Rolle, denn dort sind wir alle Verbrecher, nämlich Brecher und Übertreter seines göttlichen Rechts.
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. (1. Johannes 1,8f)
Im christlichen Glauben ist nicht die Frage, ob du Sünde begangen hast. Sondern es geht darum, zu Gott umzukehren. Das heißt vor Gott ins Licht zu treten. Und das kannst du nur als ganzer Mensch, der du konkrete Sünde in Gedanken, Worten und Werken getan hast.
Du bist ein Rechtsbrecher und auf Gottes Vergebung und Gnade angewiesen. Du brauchst das unschuldige und teure Opfer von Jesus Christus. Denn als der Sünder, der du bist, darfst du neu anfangen. Denn Gott liebt dich mehr, als du dir vorstellen kannst.
Auch nachdem man Christ geworden ist und Befreiung von konkreter Sünde erlebt hat, wird man trotzdem immer wieder mit konkreter Versuchung und Sünde zu kämpfen haben. Das ist normal. Diese deine konkrete Sünde muss an den Ort geschafft werden, wo Gerechtigkeit wieder hergestellt wird und du von deinem Rechtsbruch geheilt und durch Gottes Liebe verändert wirst. Dieser Ort ist das Kreuz Jesu. Das Kreuz ist das Zentrum der Beichte.
Konkrete Sünde bei Jesus abzulegen, ist so normal, wie regelmäßig seinen Müll rauszubringen.
Zusammenfassend: Weil du Sünder bist und deshalb immer wieder das Recht Gottes brichst, brauchst du Umkehr zu Gott. Die persönliche Umkehr im christlichen Leben ist etwas ganz Normales.
II. Das Angebot
die persönliche Beichte als Hilfe zur Gewissheit
Jesus Christus hat deine Sünde am Kreuz längst getragen und dafür mit seinem teuren Blut bezahlt. Wo du nun deshalb ehrlich deine Sünde vor Gott bekennst, ist dir seine Gnade schon zuteilgeworden und du darfst dir der Vergebung Gottes gewiss sein. Es ist allerdings nicht möglich sich diese Vergebung selbst zuzusprechen. Deshalb kann es sein, dass du dir unsicher bist, ob du deine Sünde tatsächlich vor dem Kreuz Jesu abgelegt hast oder sie weiterhin als schwere Last mit herumschleppst. Es kann sein, dass das eigene Bekenntnis der Schuld sich so anfühlt, als hätte man Jesus kurz ins schön dekorierte Wohnzimmer eingeladen, war aber dann doch mehr damit beschäftigt, die grobe Unordnung und den giftigen Müll vor dem Blick Jesu zu verbergen.
Dietrich Bonhoeffer schreibt 1939:
„Bekennet einer dem andern seine Sünden“ (Jakobus 5,16). Wer mit seinem Bösen allein bleibt, der bleibt ganz allein. Es kann sein, daß Christen trotz gemeinsamer Andacht, gemeinsamen Gebetes, trotz aller Gemeinschaft im Dienst allein gelassen bleiben, daß der letzte Durchbruch zur Gemeinschaft nicht erfolgt, weil sie zwar als Gläubige, als Fromme Gemeinschaft miteinander haben, aber nicht als die Unfrommen, als die Sünder. Die fromme Gemeinschaft erlaubt es ja keinem, Sünder zu sein. Darum muß jeder seine Sünde vor sich selbst und vor der Gemeinschaft verbergen. Wir dürfen nicht Sünder sein. Unausdenkbar das Entsetzen vieler Christen, wenn auf einmal ein wirklicher Sünder unter die Frommen geraten wäre. Darum bleiben wir mit unserer Sünde allein, in der Lüge und der Heuchelei; denn wir sind nun einmal Sünder.
Es ist aber die Gnade des Evangeliums, die für den Frommen so schwer zu begreifen ist, daß es uns in die Wahrheit stellt und sagt: du bist ein Sünder, ein großer heilloser Sünder und nun komm als dieser Sünder, der du bist, zu deinem Gott, der dich liebt. Er will dich so, wie du bist, er will nicht irgend etwas von dir, ein Opfer, ein Werk, sondern er will allein dich. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz“ (Spr. 23,26). Gott ist zu dir gekommen, um den Sünder selig zu machen. Freue dich! Diese Botschaft ist Befreiung durch Wahrheit. Vor Gott kannst du dich nicht verbergen. Vor ihm nützt die Maske nichts, die du vor den Menschen trägst. Er will dich sehen wie du bist, und er will dir gnädig sein. Du brauchst dich selbst und deinen Bruder nicht mehr zu belügen, als wärest du ohne Sünde, du darfst ein Sünder sein, danke Gott dafür; […]
Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, S. 93ff.
Jesus Christus hat Gottes bedingungslose Gnade und das Elend des Sünders sichtbar gemacht. Als Jesus auf dieser Erde war, konnten Menschen seine unmittelbare Gegenwart leibhaftig erleben. Bei ihm waren sie angenommen. Vor ihm durften sie Sünder sein. Vor ihm fand jede Heuchelei ein Ende. – Nachdem Jesus zu seinem Vater im Himmel gegangen ist, hat er uns den Heiligen Geist gesandt, damit wir mit ihm beständig in Verbindung bleiben können. Da Jesus weiß, dass wir auf seine Nähe angewiesen sind, hat er uns in die Gemeinschaft mit anderen Christen gestellt. Und der Heilige Geist gebraucht genau diese Gemeinschaft, damit sich dort beständig das Wort Gottes zugesprochen wird und man den anderen ermutigt Jesus neu zu vertrauen. Deshalb gab Jesus seinen Nachfolgern auch die Vollmacht, das Bekenntnis der Sünde zu hören und die Sünde in seinem Namen zu vergeben. „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Joh 20,23; siehe auch Mt 16,18f.). Die dir zugesprochene Vergebung des Bruders ist Gottes Vergebung. Diese Zusage „dir sind deine Sünden vergeben“ gilt. So ist die persönliche Beichte vor einem Bruder eine konkrete Hilfe zum Vertrauen auf Gottes Gnade.
III. Beichte konkret
Die konkrete Beichte ist ein einfacher, nüchterner Vorgang, der aus zwei Schritten besteht und einem rechtlichen Freispruch ähnelt. (1) Bekenntnis: Zuerst darfst du deine Sünden laut vor einem Beichthörer aussprechen und damit vor Gott bekennen. (2) Absolution: Anschließend spricht dir dein Beichthörer zu, dass dir deine Sünden vergeben sind. Gott schenkt dir damit ein neues Leben durch den auferstandenen Herrn Jesus.
Wo?
Wenn du eine Beichte ablegen möchtest, hast du drei Möglichkeiten:
- Du fragst einen Pastor an: Er ist offiziell dazu berufen die Beichte abzunehmen. Damit verknüpft, unterliegt er dem Beichtgeheimnis. Außerdem hat er schon reichlich Erfahrung gemacht, Beichten abzunehmen. Diese Professionalität und gewisse Distanz ist für manchen Beichthörer eine Hilfe.
- Du fragst einen Bruder an: Ein Bruder kann jemand sein, der dich schon länger und besser kennt. Für manche ist das eine niedrigere Schwelle, da der Umgang miteinander vertraut ist. Er sollte aber einer sein, dem du prinzipiell alle Sünde beichten könntest, ohne dass ihn das in Konflikte führt. (Ablauf dafür siehe Beichtliturgie und Hinweise für Beichthörer).
- Du legst sie selbstständig ab: Du kannst deine Sünden im Gebet z. B. am Abend auch direkt vor Gott bringen. In manchen Gottesdiensten gibt es auch eine sog. “Allgemeine Beichte”. Die Sünden der Woche kannst du hier in ein allgemeines Gebet legen und empfängst Vergebung durch die Absolution des Pastors, die er über alle versammelten Gläubigen ausspricht.Wenn du bisher noch keine Beichte vor einem Beichthörer (sog. “Ohrenbeichte”) abgelegt hast, ermutigen wir dich, dass du es einmal ausprobierst. Dun denkst vielleicht, dass so etwas nur für wirklich große Sünden sinnvoll ist oder viel zu umständlich, wenn dein eigenes Gebet doch auch ausreicht. Doch durch die Ohrenbeichte kannst du eine Gewissheit deiner Sündenvergebung erlangen, wie du es bisher nicht vermutet hast. Woher kommt diese Gewissheit? – Bonhoeffer schreibt dazu folgendes:
”Woran liegt es, dass uns oft das Sündenbekenntnis vor Gott leichter wird als vor dem Bruder? Gott ist heilig und ohne Sünde, er ist ein gerechter Richter des Bösen und ein Feind alles Ungehorsams. Der Bruder aber ist sündig wie wir, er kennt die Nacht der heimlichen Sünde aus eigner Erfahrung. Sollten wir nicht den Weg zum Bruder leichter finden als zum heiligen Gott? Steht es bei uns aber anders, so müssen wir uns fragen, ob wir uns mit unserm Sündenbekenntnis vor Gott nicht oftmals selbst getäuscht haben, ob wir nicht vielmehr uns selbst unsere Sünden bekannten und sie uns auch selbst vergaben? Und haben nicht die unzähligen Rückfälle, hat nicht die Kraftlosigkeit unseres christlichen Gehorsams vielleicht eben darin ihren Grund, dass wir aus einer Selbstvergebung und nicht aus der wirklichen Vergebung unserer Sünde leben? Selbstvergebung kann nie zum Bruch mit der Sünde führen, das kann nur das richtende und begnadigende Wort Gottes selbst. Wer schafft uns hier Gewissheit, dass wir es im Bekenntnis und in der Vergebung unserer Sünden nicht mit uns selbst zu tun haben, sondern mit dem lebendigen Gott? Diese Gewissheit schenkt uns Gott durch den Bruder. Der Bruder zerreißt den Kreis der Selbsttäuschung. […] Es ist Gnade, dass wir dem Bruder unsere Sünden bekennen dürfen.”
Wie?
Es ist sinnvoll, sich auf die Beichte vorzubereiten. Damit erweist du dir und dem Beichthörer einen großen Dienst. – Nimm dir Stift und Zettel und 30 min.
- Gebet und Stille. Nimm dir 30 min der Stille und bitte Gott, dass er dir durch seinen Heiligen Geist zeigt, wo du schuldig geworden bist. Notiere es.
- Zehn Gebote. Nimm dir die zehn Gebote (2. Mose 20) zur Hand und prüfe dich daran. Du kannst auch die Bergpredigt (Matthäus 5-7) lesen, wo Jesus die Gebote ausführlicher auslegt. Schreib auf‘ wo du schuldig geworden bist. Der Bibeltext als Vorlage hilft, dass du dir nicht Sünden aus den Fingern ziehst, die eigentlich gar keine sind oder du dich in einem schwammigen Sich-Schuldig-Fühlen verlierst. Formuliere deine Sätze stattdessen anhand klarer faktischen Aussagen. Zum Beispiel: “Ich habe am Tag X gegen Gebot Y verstoßen, indem ich Person Z … getan habe.”
- Danke dem Herrn und geh zur Beichte. Den verschriftlichten Zettel kannst du als Gedächtnisstütze mit zum Beichthörer nehmen. Auch während du deine Beichte ablegst, kannst du in Anfechtung geraten. Das verschriftliche Wort hält dich vom Ausweichen und Abschweifen ab. Man kann diesen Zettel im Anschluss symbolisch für die geschehene Sündenvergebung verbrennen.
Häufige Fragen
Werde ich durch die Beichte ein besserer Christ? – Nein. Die Beichte ist kein gutes Werk, das du tun kannst, um dich selbst vor Gott besser zu machen. Es ist gerade andersherum. Gott handelt an dir in der Beichte. Sie ist ein Geschenk an dich.
Was soll ich alles beichten? – Das ist wohl die häufigste Frage, die einen Christen beschäftigt. Deshalb hier eine kleine Sammlung an Antworten und Ratschlägen:
- Beichte das, was dir offensichtlich vor Augen ist und was dein Herz beschwert. Du brauchst nicht damit anzufangen mit großer Anstrengung nach irgendwelchen Sünden zu suchen. Das bewirkt der Heilige Geist in dir. Er deckt Sünde auf und macht sie dir bewusst. Das kann Sünde der vergangenen Woche sein oder Sünde, die schon Jahre zurückliegt.
- Nenne deine Sünde konkret beim Namen und flüchte dich nicht in Verallgemeinerungen. Relativiere deine Sünde nicht oder versuch sie zu beschönigen. – Dabei kann es sein, dass du merkst, dass die Zeit nicht ausreicht oder plötzlich sehr viel hochkommt, dass dich gleich entmutigt. Fürchte dich nicht, denn der Herr tut gerade ein gutes Werk an dir. Er zeigt dir deine Sünden, um dir noch deutlicher seine Gnade zu schenken. Halte es aus und tue nichts weiter, als es schlicht zu notieren und dann in der Beichte auszusprechen. Alles andere tut der Herr.
- Denke dir keine Sünde aus, die keine ist bzw. die du nicht getan hast. Das klingt komisch, aber diese Gedanken werden kommen, weil man z. B. denkt: „Jetzt habe ich ja nur drei konkrete Punkte, die ich beichten will, da muss ich jetzt für den Pfarrer noch ein paar allgemeine Sünden, die jeder tut, hinzufügen – damit er nicht etwa denkt, ich verschweig ihm irgendetwas.“
Ihr beschreibt die Beichte hier so vollmundig. Aber letztendlich bleibt sie doch ungewohnt und demütigend. – Ja, das stimmt. Aber bedenke dazu Folgendes: Wenn du dir in einen Nagel eingetreten hast, weil du zuvor ein altes Brett aus Leichtsinn hast rumliegen lassen, so wirst du vermutlich zum Arzt gehen, um ihn dir entfernen zu lassen. Die Peinlichkeit des Unfalls und den Schmerz der kleinen OP nimmst du gerne in Kauf, denn du weißt, dass nur so Heilung möglich ist. In gleicher Weise gilt: Wir gehen in der Beichte zu Gott, unserm himmlischen Arzt, weil er derjenige ist, der den Schaden (die Sünde) heilt.
Anfechtung rund um die Beichte
Wo du deine Sünde vor Gott und einem Bruder bekennst und sie dir vergeben wird, hat der Teufel verloren. Er wird deswegen viel daran setzen, dich entweder a) von der Beichte abzuhalten, b) dich währenddessen abzulenken oder c) sie dir im Nachhinein als ungültig einzureden. Wir haben für dich unterschiedliche Anfechtungen zusammengestellt, die dir begegnen können. Es gibt keinen Grund, wegen ihnen entmutigt oder beunruhigt zu sein. Wo du Anfechtung erfährst, kann es gerade ein Anzeichen sein, dass du auf einem guten Weg bist.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. (Psalm 23,4)
Es ist gut zu wissen, welche Infragestellungen einen treffen können, damit man gut vorbereitet ist. Die folgende Auflistung soll dich darüber informieren. Bist du akut in Anfechtung, hilft dir allerdings Gebet und eine ehrliche Aussprache bei einem Bruder mehr, als das Ganze nur zu durchdenken.
a) vor der Beichte
- Ablenkung: Hat man sich überwunden einen Beichttermin auszumachen, können danach Gedanken kommen, die dich glauben lassen, dass das Ganze doch nicht so wichtig sei (z. B. nur diese eine Sünde zu bekennen). Auch kann der Beichttermin ganz praktisch angegriffen sein, indem in ein anderer Termin ihn verdrängen will. Prüfe im Gebet, ob ein anderer Termin tatsächlich eine höhere Dringlichkeit hat als dein Beichttermin. Es kann hilfreich sein, einem Bruder den Beichttermin zu nennen, um das Ganze verbindlicher zu machen.
- Versäumnis: Du hast es bis zu deinem Beichttermin nicht geschafft, noch einmal in Ruhe die Zehn Gebote zu lesen, Gott um Sündenerkenntnis zu bitten und dir konkrete Notizen zu machen. Deswegen möchtest du deinen Termin wieder absagen und gar nicht zur Beichte gehen. Halte inne: Als du den Termin ausgemacht hast, gab es mindestens einen Gedanken an eine Sünde, der dich dazu gebracht hat den Termin zu vereinbaren. Dein Beichthörer kann dir helfen, diese Sünde konkret zu erkennen. Du kannst den Termin natürlich auch verschieben, wenn du stattdessen eine feste Zeit der Stille einplanen kannst und so dein Versäumnis aufholst.
- Infragestellung: Du bedenkst deine Sünden und wirst gerade konkret, als sich der Gedanke einstellt, dass du doch gar nicht wirklich aufrichtig damit bist. Das kann zwei Gründe haben. 1. Es ist eine teuflische Lüge. Du bist ehrlich mit dem, was dir an Sünde bewusst ist und du Gott bekennen möchtest. Der Teufel möchte dir einreden, dass das jedoch nicht genügend für Gottes Vergebung sei. 2. Du merkst, dass du tatsächlich nicht umkehrbereit bei einer Sünde bist. Die frohe Botschaft: Jesus hatte den vollen Willen zur Umkehr und ist deswegen für dich am Kreuz gestorben – genau für deinen Unwillen und Ungehorsam. Daher: Bekenne diesen Unwillen in der Beichte und bitte Gott um ein umkehrbereites Herz. Denn Gottes Gnade baut nicht auf der Vollständigkeit deines Sündenbewusstseins auf oder dass du in deiner Umkehr perfekt wärst, sondern Gottes Gnade gründet sich allein in Jesus Christus. Insbesondere wo du feststellst, dass du eigentlich Gottes Feind bist und der Vergebung nicht würdig, gilt: “Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.” (Röm 5,8)
b) während der Beichte
Besonders während der Beichte gilt: Wo du Anfechtung erlebst, kannst du diese sogleich vor deinem Bruder aussprechen. Sie wird damit ihre Macht verlieren.
- Fokus: Du achtest nicht auf Gottes Gnade und Vergebung, sondern auf den Beichthörer: “Wie reagiert er? Denkt er jetzt schlecht von mir?” – Sei dir gewiss, dein Bruder handelt im Auftrag Jesu. Er ist ein Werkzeug und ist es nicht deine Verantwortung, was er denkt. Dein Beichthörer ist selbst dazu aufgefordert, alles, was er hört, bei Gott abzugeben.
- Sprache: Du hast dir im Vorfeld genaue Gedanken gemacht, wie du in leichten Sätzen deinem Beichthörer konkret deine Sünde bekennen kannst. Sobald du jedoch vor ihm sitzt und anfängst zu reden, wirst du vage, verallgemeinerst, druckst herum etc. Hier sind deine schriftliche Notizen hilfreich, die du im Vorfeld gemacht hast. Höre auf die Nachfragen deines Beichthörers. Er kann dir helfen, dass dir deine konkrete Sünde über die Lippen kommt und du sie aussprichst.
- Gegenteilige Gefühle: Du empfindest kein Reuegefühl für eine bestimmte Sünde und sprichst sie deswegen nicht aus. Dieses Reuegefühl ist nicht notwendig dafür, dass du Vergebung bekommst. Wir Menschen können für keine Sünde die eigentlich angemessene Reue vor Gott empfinden. Entscheidend ist die Feststellung: “Ja, ich habe an dieser Stelle gesündigt und es steht Gott zu, mich deswegen ewiglich zu verwerfen. Ich möchte diese Sünde in Zukunft nicht mehr begehen. Ich vertraue darauf, dass Gott mir durch Jesu Tod vergibt.”
- Verzweiflung: Bei dir stellt sich der Gedanke ein, dass du ja eh nicht wissen kannst, ob du die Sünde im nächsten Moment nicht wieder begehen wirst und bekennst sie deswegen nicht. Doch: Niemand kann wissen, welche Sünden er in Zukunft begehen wird. Das ist ein Grund, Vorkehrungen gegen die Sünde zu treffen, aber keinesfalls Bedingung, um Vergebung zu erlangen. Und: Gott wirkt in der Beichte und heiligt und reinigt dich. Er nimmt dir nicht nur deine konkrete Sünde, er reinigt dich von Ungerechtigkeit (1.Joh 1,9). Das bedeutet: Jedes Mal, wenn du Sünde bekennst, bricht die Freiheit und die Gnade des Evangeliums mehr durch.
- Angst: Wenn du eine Sünde aussprichst, befällt dich die Angst, dass Gott dich jetzt nicht mehr liebt oder es dir nie vergeben könnte. Du kannst diese Angst Gott genauso übergeben, indem du sie aussprichst. Du wirst anschließend das göttliche Wort aus dem Mund deines Bruder hören, in dem die Vergebung liegt. Darauf kannst du vertrauen und bist nicht auf deine Gedanken und Gefühle angewiesen.
c) nach der Beichte
- Vom Hoch zum Tief: Nachdem du Vergebung zugesprochen bekommen hast, bist du fröhlich und trägst den ganzen Tag ein Lächeln mit dir herum. Doch schon ein paar Tage später ist diese Freude völlig verflogen und du bist bedrückt. Du denkst deswegen, dass die Vergebung nur eine Zeit lang angehalten hat und nun doch nicht mehr gilt. Allerdings besteht hier kein Zusammenhang. Dir wurde in der Beichte eindeutig von außen gesagt, dass dir diese deine Sünden vergeben sind. Ein Gefühl in dir, kann daran gar nichts ändern. Wenn du dich nach deiner Beichte nicht frei und glücklich fühlst, spielt das für die dort geschehene Vergebung keine Rolle. Bringe diese Gefühle im Gebet vor Gott. In allen Fällen ist es nur entscheidend: „Ich halte daran fest, was ich zugesprochen bekommen habe: Gott hat mir meine Sünde vergeben. Das ist in der Beichte passiert und darauf setze ich mein ganzes Vertrauen.”
- Erinnerungen: Nach der Beichte kann es passieren, dass du dich weiterhin erinnerst, wie du eine gebeichtete Sünde begangen hast. Das heißt in keinem Fall, dass diese Sünde dir deswegen weniger vergeben sei. Du kannst Gott darum bitten, dass er dir diese Last nimmt. Ist die Erinnerung besonders schwerwiegend, dann nimm’ eine seelsorgerliche und/oder psychologische Beratung in Anspruch. Das kann dir eine Hilfe zur Aufarbeitung sein.
Hinweise für Beichthörer
Du möchtest deinen Brüdern als Beichthörer dienen oder ein Bruder hat dich konkret um ein Beichtgespräch gebeten, dann sollen dir diese Hinweise Orientierung geben.
Dir das Schuldbekenntnis eines Bruders anzuhören und ihm die Vergebung Gottes zuzusprechen, ist ein wertvoller Dienst. Er ist nicht schwer. Doch es gibt ein paar Grundlagen, die du beachten solltest. Schließlich wird in der Beichte über Sensibles gesprochen. Dein Bruder kann das Gespräch als großes Wagnis wahrnehmen. Es gilt deshalb darauf zu achten, dass die Beichte in einem geschützten Rahmen abläuft.
Hier einige Dinge, auf die du als Beichthörer unbedingt achten solltest:
- Schweigepflicht: Wenn konkrete Sünde vor Gott und dir als Beichthörer ausgesprochen wurde, dann ist die Sünde in die Tiefen des Meeres geworfen. Deswegen ist es gegen Gott, über die gebeichtete Sünde gegenüber anderen zu reden oder auch nur anzudeuten. Bereits der Wille des Beichtenden eine Beichte bei dir abzulegen, ist zu verschweigen. Ebenso, dass ihr euch zum Zweck einer Beichte trefft. Wenn dir Verschwiegenheit schwerfällt, dann sprich das bitte vor der Beichte an, dass sich der Beichtende eine andere Person, bspw. einen geistlichen Leiter oder Pastor, suchen kann.
- Ort/Zeit: Sorge dafür, dass ihr euch an einem ungestörten Ort treffen könnt. Räume dein Smartphone und Laptop weg. Achte darauf, dass du im Anschluss an die Beichte keinen dringlichen Termin hast.
- Interessenskonflikt: Als Beichthörer solltest du nicht in einem Verhältnis zu dem Beichtenden stehen, was dich oder ihn in einen praktischen Gewissenskonflikt führen könnte. Das kann z. B. der Fall sein, wenn du sein Vorgesetzter bist. Aber auch bestimmte familiäre Verhältnisse können ungünstig sein. – Verweise ihn in diesem Fall an einen anderen Bruder.
- Beichtgespräch: Du musst keine besondere Gabe der Einfühlsamkeit besitzen, um eine Beichte abnehmen zu können. Es ist sehr hilfreich, wenn du der Beichte einen klaren Rahmen gibst. Ein Beispiel kann diese kleine Beichtliturgie sein. Drei Aufgaben hast du während der Beichte: (1) Höre dem Beichtenden zu. Verurteile ihn nicht. Bleib‘ während der Beichte fest an Jesu Hand und seiner Liebe für den Sünder. Kommentiere seine Handlungen deswegen nicht. (2) Achte darauf, ob er seine Sünde konkret bekennen kann. Frage nach, wo du nicht verstanden hast, was er sagen will. Oft drückt sich der Beichtende unklar aus. Du kannst ihm helfen, seine Sünde so klar zu benennen. Wo du eine größere seelsorgerliche Not erkennst, kannst du ihn an einen professionellen Seelsorger, bspw. einen Pastor verweisen. (3) Sprich dem Beichtenden am Schluss seines Bekenntnisses die Vergebung für die Sünden zu.
Nach der Beichte gilt auch für dich: Gib das Gehörte an Gott ab. Was für Gott vergessen ist, darf auch für dich vergessen sein. Und denk‘ daran, du bist sein Werkzeug, um deinem Bruder Gottes Vergebung zuzusprechen. Und das ist unabhängig davon, wie du dich gerade fühlst oder ob du bspw. mit den selben Sünden, wie der Beichtende, zu kämpfen hast.
Der Herr segne deinen Dienst!