exhortatio
2. Als Mensch suche ich für das Leid eine Ursache.
Text des Tages: Hi 14,1-6 Fortlaufende Bibellese: Hi 15,1-9
Das Leid, die Angst und Furcht vor meinem Ende, die Schmerzen der Krankheit, sie zeigen mir nicht nur meine Vergänglichkeit, sie lassen mich auch nicht in Ruhe. Ich möchte eine Ursache, einen Grund dafür finden. Als Mensch denke ich und versuche den Grund für die Schmerzen zu finden, damit ich sie abstellen kann. Das ist völlig logisch. Aber für so vieles Leid, gibt es keine einfache Medizin.
1. Am schlimmsten ist es, wenn die Schuld bei mir liegt und ich aber nichts mehr ändern kann. Nichts ist brutaler als wenn der Raucher mit Lungenkrebs im Krankenhaus liegt und der Bekannte sagt, das habe ich dir doch schon immer gesagt. Das ist die größte Erniedrigung, die er nicht gebrauchen kann. Wer hat Mitleid? Wer kann mitleiden?
2. Oder es gibt den Fall, dass andere die Schuld haben. Viele Menschen erkennen in späteren Jahren, was ihre Eltern in ihrer Erziehung falsch gemacht haben. Das kann Menschen unheimlich verbittern. Wer leidet und forscht nach der Ursache. Selten kommt es zu einer Versöhnung, die Frieden gibt, oft bleibt der der Leid trägt allein. Wer hat Mitleid? Wer kann mitleiden?
3. Und dann ist ja noch die Sache mit Gott.
„Doch über einen solchen hast du, Gott, deine Augen geöffnet, und mich führst du ins Gericht mit dir! […] Wenn seine Lebenstage festgesetzt sind, die Zahl seiner Monate bei dir feststeht, wenn du ihm sein Ziel gesetzt hast, dass er es nicht überschreiten kann, 6 so blicke doch weg von ihm, so dass er Ruhe hat, damit er wie ein Tagelöhner seinen Tag genießen kann!“
Hiob wünscht sich, dass Gott ihn in Ruhe lassen würde, damit er wenigstens noch den Rest seiner Tage dahinvegetieren kann. Denn Gott hat sein Leid ja zugelassen. Die Frage, warum Gott Leid in dieser Welt zulassen kann, ist eine abstrakte Frage. Warum lässt Du Gott Leid in meinem Leben zu. Das treibt die Menschheit um. An dieser Frage sind viele ehrliche Menschen zerbrochen. Manch einer nutzt sie, um sich nicht näher mit Gott beschäftigen zu müssen.
Aber wir sollten hier demütig sein, vor dem Leid, dass mich treffen könnte. Ich will niemanden verurteilen. Auch als Pfarrer kann ich nicht für meinen Glauben garantieren. Wie ich regieren würde, wenn ich wie Hiob alles verlieren würde.
Ich bete nur, dass ich wie Hiob reagiere. Er bleibt an Gott dran. Er spricht mit Gott. Auch wenn er ihn wegwünscht, ist er doch bei Gott. Es ist gut, wenn man im Leid beten kann. Wenn man vor der Operation Mitchristen kommen lässt und sie für einen beten. Wenn man schmerzen hat und zu Gott rufen kann.
Ich hörte in der Gemeinde: „Herr Pfarrer, mir geht es nicht gut. Oft liege ich nachts wach und kann nicht schlagen. Dann bete ich und komme doch zur Ruhe.“