exhortatio
1. Gott bringt sich in Erinnerung
Fortlaufende Bibellese: Hi 5
Text des Tages: Jes 40,27-31
In unserem Bibeltext eröffnet Gott das Gespräch mit seinem Volk in einer besonderen Weise: Der Herr stellt eine Frage:
„Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: ,Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber´“?
Gottes Frage ist eine Gegenfrage: Israel hat im babylonischen Chaos dem so fern scheinenden Herrn sein Leid geklagt.
Es hat seinem Gott vorgeworfen, dass der Schöpfer aller Dinge seine Augen von seinem geliebten Volk abgewendet hat.
Israel hat das Empfinden: Unser Recht, unsere Bedürfnisse, die Zusagen Gottes erreichen das Herz Gottes nicht mehr.
Es ist heilsam, sehr präzise Gott all die Fragen vorzulegen, die ich habe. Gott hält unsere heftigsten Vorwürfe aus.
Noch tröstlicher ist es, wenn wir gemeinsam Gott unser Leid klagen. Wenn wir Anteil nehmen am Schmerz anderer Menschen, dann kommen wir dem Auftrag Jesajas schon nach: Tröstet, tröstet, mein Volk.
Ich gehörte zu einer Gruppe von vier hoffnungsvollen, jungen Pfarrern. Gemeinsam haben wir studiert und das Vikariat gemacht: Wir waren hochmotiviert und wollten in unserer Kirche etwas bewegen.
Es war sehr traurig, dass einer von uns vieren nach nur einem halben Jahr im Pfarrdienst auf tragische Weise zu Tode kam. Da blieben viele Fragen offen.
Wir haben am Grab gemeinsam geweint. Ein Wort wurde mir bei der Trauerfeier von einem anderen Kollegen mitgegeben: „Ich wünsche dir den Weg zurück ins Leben.“ Gottes Trost erreichte mein Herz.
Israel erfährt hier: Gott hat uns als seinem Volk genau zugehört. Der Herr fragt Israel: Wie könnt ihr dazu kommen, dass ich euch aus den Augen verloren habe?
Es ist gut, wenn wir unserem Schmerz Raum geben. Es ist dann aber auch wichtig, dass wir unsere Ohren für das Reden Gottes auftun.
Wenn ihr miteinander geweint habt, dann kommt doch in die Stille hinein und lasst Eindrücke, Bibelworte, Bilder, Erinnerungen auf Gottes Wirken gemeinsam in die Herzen fallen. Sprecht diese Impulse aus und sagt sie euch zu. Gott kann unsere Worte gebrauchen, um seine Worte in unser Leben hineinzulegen.
Gott fragt weiter:
28 „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“
Der Schöpfer weist hier auf seine Macht hin. Es tut gut, in Zeiten des Schmerzes die Natur zu betrachten. Es ist stärkend, wenn ich mir die vielfältigen Wunder des Universums in Erinnerung rufen lasse.
Israel dachte: Gott ist zu schwach, uns aus dieser Krise zu befreien. Das ist ein naheliegender Gedanke. Es liegt an Gott, dass es mir so mies geht.
Jesaja sagt dem Volk Gottes: Das ist ein Irrtum. Gott ist mitnichten ohnmächtig. Es gibt in Wahrheit keinen anderen Gott. In seiner Hand liegen letztlich alle Fäden der Weltgeschichte. Es lohnt sich, ihm neu Vertrauen zu schenken.